Irgendwann wird Ihr Kind den Alkohol entdecken. Hier erfahren Sie, wie Sie damit umgehen, was Sie in problematischen Situationen tun können und was in verschiedenen Altersstufen wichtig ist. Außerdem können Sie herausfinden, ob Sie in puncto Alkohol ein Vorbild sind bzw. wie Sie es werden können.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene reagieren empfindlicher auf Alkohol, weil sich ihre Organe und vor allem das Gehirn noch entwickeln. Anders als früher angenommen, ist die Gehirnentwicklung nicht in der Kindheit abgeschlossen. Mindestens bis zum Alter von 21 Jahren erfolgen im Gehirn wichtige Umbauprozesse, die durch Alkohol gestört werden können. In dieser Zeit kann Alkohol schon in kleinen Mengen erheblichen Schaden anrichten. Daher ist in dieser Altersgruppe jeder Alkoholkonsum besonders ungesund.
In Deutschland trinken junge Menschen durchschnittlich im Alter von 15 Jahren ihr erstes Glas Alkohol. Der Alkoholkonsum erscheint ihnen oft als unproblematisch, weil sie von klein auf gesehen haben, dass es in vielen Situationen selbstverständlich ist, Alkohol zu trinken. Außerdem wollen Jugendliche erwachsen wirken und machen daher das Verhalten der Erwachsenen nach.
Am ehesten trinken sie Alkohol auf Partys oder in Clubs. Für viele steht das Zusammensein mit Freunden und das gemeinsame Feiern im Vordergrund, und nicht immer handelt es sich dabei um problematischen Alkoholkonsum. Allerdings kommt es immer wieder zu Alkoholexzessen. Der Rausch dient zum Austesten von Grenzen.
Erfreulicherweise wissen die meisten Jugendlichen, dass Alkohol bei Stress oder Traurigkeit nicht hilft. Auf die Frage, warum sie Alkohol trinken, antworten Jugendliche am häufigsten, dass sie glauben, Alkohol würde für gute Stimmung sorgen und helfe gegen Schüchternheit.
Manchmal greifen Jugendliche jedoch auch zu Alkohol, weil sie mit Schwierigkeiten nicht fertig werden, zum Beispiel wenn sie
Sollten Sie diese oder ähnliche Probleme bei Ihrem Kind feststellen, suchen Sie unbedingt das Gespräch und sprechen Sie offen über alle Ängste und Sorgen. Denn wer Alkohol trinkt, um Problemen aus dem Weg zu gehen, kann eine Abhängigkeit entwickeln.
Haben Sie den Eindruck, ihr Kind trinkt zu viel Alkohol? Kam es sogar öfters betrunken nach Hause? Dann sollten Sie unbedingt das Gespräch suchen. Das ist nicht immer einfach, und manchmal gibt es Zeiten, in denen ein gemeinsames Gespräch unmöglich erscheint. Lassen Sie sich jedoch nicht abwimmeln. Auch und gerade wenn die Probleme mit Alkohol zunehmen, sollten Sie den Kontakt zu Ihrem Kind nicht abreißen lassen.
Wählen Sie eine möglichst entspannte Ausgangssituation für das Gespräch, zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen.
Setzen Sie Ihr Kind nicht auf die Anklagebank, das fordert meistens nur eine Abwehrreaktion heraus. Statt Vorwürfe zu machen, ist es besser, Ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen. Sagen Sie offen, was Sie beschäftigt und wovor Sie Angst haben.
Versuchen Sie zu erfahren, welche Motive hinter dem Alkoholkonsum stehen, und gehen Sie konkret darauf ein.
Erklären Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn die Gründe, warum Alkohol für Heranwachsende gefährlich sein kann (siehe oben).
Sie können auch das Jugendschutzgesetz erwähnen. Indem Sie mit Ihrem Kind über die Gesetzeslage sprechen, stärken Sie Ihren Standpunkt. So wird klar, dass Ihre Ge- oder Verbote nicht nur Ihre persönliche Meinung sind.
Wenn Ihr Kind unter 12 Jahre alt ist, müssen Sie das Thema Alkohol noch nicht ansprechen. Wichtig ist, was Sie Ihrem Kind vorleben. Denn die Einstellung Ihres Kindes zum Alkohol wird bereits im Grundschulalter entscheidend geprägt. Kinder orientieren sich an dem, was in ihrer Familie üblich ist. Sie lernen durch das, was sie bei ihren Eltern und Geschwistern oder in ihrem Umfeld beobachten. Um einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu entwickeln, sind diese Vorbilder ausschlaggebend.
Ihr Kind ist jetzt in einem Alter, in dem es wahrscheinlich zum ersten Mal Alkohol probiert. Es will sich mehr und mehr von den Eltern lösen und seine Grenzen austesten. Mit Suchtmitteln wie Alkohol und Zigaretten probieren Jugendliche gerne aus, wie es ist, über die Stränge zu schlagen. Darüber sollten Sie sich zunächst keine allzu großen Sorgen machen. Das gehört zur Phase der Pubertät dazu und ist insofern normal.
Allerdings ist es aus gesundheitlichen Gründen am besten, wenn Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren gar keinen Alkohol trinken. Denn in diesem Alter ist die körperliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen, besonders das Gehirn ist sehr empfindlich. Außerdem: Je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer ist die Gefahr, später gewohnheitsmäßig zu trinken oder abhängig zu werden.
Während sich manche Jugendliche in der Pubertät zurückziehen, suchen andere vielleicht die Auseinandersetzung mit den Eltern. Für Eltern ist es oft schwierig, in dieser Phase die richtige Balance zu finden: einerseits nicht zu ängstlich zu sein, anderseits auch nichts zu verharmlosen oder alles durchgehen zu lassen. Vertrauen und Kontrolle schließen sich aber nicht aus. Vertrauen zu haben bedeutet nicht, dass Sie keine Grenzen setzen dürfen. Im Gegenteil: Grenzen sind für Jugendliche wichtige Orientierungshilfen und geben ihnen Sicherheit.
Zeit nehmen, reden, zuhören
Regeln und Grenzen aufzeigen
Vorbild bleiben
Es ist außerdem von großer Bedeutung, dass Sie auch bezüglich Ihres eigenen Trinkverhaltens glaubwürdig sind. Denn auch in diesem Alter wirkt der Einfluss der Eltern fort.
Viele Jugendliche sehnen es herbei, endlich 16 zu werden: Jetzt dürfen sie abends länger weg bleiben, können einen Moped- oder Rollerführerschein machen – und dürfen nun auch in der Öffentlichkeit Alkohol trinken.
Die meisten Alkoholexzesse passieren in diesem Alter. Jugendliche finden viele Gelegenheiten, Alkohol zu trinken: in Clubs und bei privaten Partys. Wenn viel Alkohol schnell hintereinander weg getrunken wird, nennt man das "Rauschtrinken" oder "Binge Drinking". Für viele Jugendliche ist das ein Austesten der eigenen Grenzen und der Versuch, die Kontrolle zu verlieren. Manche setzen sich ganz bewusst das Ziel, so lange zu trinken, bis sie einen Vollrausch haben. Dies kann dann im sogenannten "Komasaufen" mit einer Alkoholvergiftung enden.
Ihr Kind betrachtet Sie auch in puncto Alkohol als Vorbild – selbst in einem Alter, in dem der elterliche Einfluss geringer wird. Deshalb sollten Sie gewisse Regeln beachten, wenn Sie im Beisein von Kindern und Jugendlichen Alkohol trinken. Was leben Sie Ihrem Kind vor? Welche Trinkgewohnheiten pflegen Sie? Gehen Sie verantwortungsvoll und gesundheitsbewusst mit Alkohol um? Nehmen Sie sich Zeit, beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich und finden Sie heraus, welche Rolle Alkohol in Ihrer Familie spielt.
Niemand ist perfekt und nicht immer ist das eigene Verhalten im grünen Bereich. Wenn Sie die Fragen jedoch ehrlich beantwortet haben, zeigen Sie damit, dass Sie bereit sind, Ihren eigenen Umgang mit Alkohol kritisch zu betrachten.
Alle folgenden Beratungsmöglichkeiten sind kostenlos und können anonym erfolgen.
Erziehungsberatungsstellen
Erziehungsberatungsstellen geben Auskunft über alle Fragen zur Entwicklung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Das kann bei familiären Schwierigkeiten oder Konflikten hilfreich sein, besonders wenn Ihr Kind Alkohol konsumiert oder sich anderweitig auffällig verhält.
Suchtberatungsstellen
Eine weitere Möglichkeit ist eine Suchtberatungsstelle an Ihrem Wohnort. Auch als Vater oder Mutter können Sie sich dorthin wenden, wenn Sie mit Gesprächen und der Verabredung von Regeln keine Veränderung erreichen oder sich aus anderen Gründen Sorgen um Ihren Sohn oder Ihre Tochter machen.