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Informationen für Eltern

Wie Ihre Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol lernen

Irgendwann wird Ihr Kind den Alkohol entdecken. Hier erfahren Sie, wie Sie damit umgehen, was Sie in problematischen Situationen tun können und was in verschiedenen Altersstufen wichtig ist. Außerdem können Sie herausfinden, ob Sie in puncto Alkohol ein Vorbild sind bzw. wie Sie es werden können. 

Warum ist Alkohol für Kinder und Jugendliche gefährlich?

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene reagieren empfindlicher auf Alkohol, weil sich ihre Organe und vor allem das Gehirn noch entwickeln. Anders als früher angenommen, ist die Gehirnentwicklung nicht in der Kindheit abgeschlossen. Mindestens bis zum Alter von 21 Jahren erfolgen im Gehirn wichtige Umbauprozesse, die durch Alkohol gestört werden können. In dieser Zeit kann Alkohol schon in kleinen Mengen erheblichen Schaden anrichten. Daher ist in dieser Altersgruppe jeder Alkoholkonsum besonders ungesund.

Alkohol kann für Kinder und Jugendliche gefährliche Folgen haben:

  • Je früher Jugendliche anfangen, regelmäßig Alkohol zu trinken, desto früher gewöhnen sie sich daran. Das kann eine spätere Alkoholabhängigkeit begünstigen.
  • Bei jungen Menschen mit geringem Körpergewicht führen bereits kleine Mengen Alkohol zu einer höheren Blutalkoholkonzentration (Promille) als bei Erwachsenen. Daher kommt es bei ihnen leichter zu einer Alkoholvergiftung.
  • Ein Rausch in jungen Jahren ist ein großes gesundheitliches Risiko: Organe können geschädigt, vor allem aber kann die Gehirnreifung beeinträchtigt werden. Auch Langzeitschäden sind nicht auszuschließen.
  • Alkohol ist ein Zellgift, das eine betäubende Wirkung hat. Schon bei geringen Mengen lassen die Sehfähigkeit und die Bewegungskoordination nach. Das kann vor allem im Straßenverkehr gefährlich sein.
  • Die enthemmende Wirkung von Alkohol kann zu aggressivem Verhalten führen. Die Risikobereitschaft steigt, und damit die Unfallgefahr.
  • Manche Jugendliche gehen in sexueller Hinsicht unter Alkoholeinfluss mehr Risiken ein und verzichten häufiger auf Verhütung.
  • Mädchen, die angetrunken oder betrunken sind, werden leichter Opfer von sexuellen Übergriffen.

Warum trinken Jugendliche Alkohol?

In Deutschland trinken junge Menschen durchschnittlich im Alter von 15 Jahren ihr erstes Glas Alkohol. Der Alkoholkonsum erscheint ihnen oft als unproblematisch, weil sie von klein auf gesehen haben, dass es in vielen Situationen selbstverständlich ist, Alkohol zu trinken. Außerdem wollen Jugendliche erwachsen wirken und machen daher das Verhalten der Erwachsenen nach.

Am ehesten trinken sie Alkohol auf Partys oder in Clubs. Für viele steht das Zusammensein mit Freunden und das gemeinsame Feiern im Vordergrund, und nicht immer handelt es sich dabei um problematischen Alkoholkonsum. Allerdings kommt es immer wieder zu Alkoholexzessen. Der Rausch dient zum Austesten von Grenzen.

Erfreulicherweise wissen die meisten Jugendlichen, dass Alkohol bei Stress oder Traurigkeit nicht hilft. Auf die Frage, warum sie Alkohol trinken, antworten Jugendliche am häufigsten, dass sie glauben, Alkohol würde für gute Stimmung sorgen und helfe gegen Schüchternheit.

Manchmal greifen Jugendliche jedoch auch zu Alkohol, weil sie mit Schwierigkeiten nicht fertig werden, zum Beispiel wenn sie

  • schulische Probleme haben,
  • keinen Ausbildungsplatz finden,
  • keine berufliche Perspektive oder
  • wenig Freunde oder soziale Unterstützung haben.

Sollten Sie diese oder ähnliche Probleme bei Ihrem Kind feststellen, suchen Sie unbedingt das Gespräch und sprechen Sie offen über alle Ängste und Sorgen. Denn wer Alkohol trinkt, um Problemen aus dem Weg zu gehen, kann eine Abhängigkeit entwickeln.

Tipps für Gespräche und den Umgang mit Ihrem Kind

Haben Sie den Eindruck, ihr Kind trinkt zu viel Alkohol? Kam es sogar öfters betrunken nach Hause? Dann sollten Sie unbedingt das Gespräch suchen. Das ist nicht immer einfach, und manchmal gibt es Zeiten, in denen ein gemeinsames Gespräch unmöglich erscheint. Lassen Sie sich jedoch nicht abwimmeln. Auch und gerade wenn die Probleme mit Alkohol zunehmen, sollten Sie den Kontakt zu Ihrem Kind nicht abreißen lassen.

5 Tipps für ein Gespräch auf Augenhöhe

  1. Wählen Sie eine möglichst entspannte Ausgangssituation für das Gespräch, zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen.

  2. Setzen Sie Ihr Kind nicht auf die Anklagebank, das fordert meistens nur eine Abwehrreaktion heraus. Statt Vorwürfe zu machen, ist es besser, Ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen. Sagen Sie offen, was Sie beschäftigt und wovor Sie Angst haben.

  3. Versuchen Sie zu erfahren, welche Motive hinter dem Alkoholkonsum stehen, und gehen Sie konkret darauf ein.

  4. Erklären Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn die Gründe, warum Alkohol für Heranwachsende gefährlich sein kann (siehe oben).

  5. Sie können auch das Jugendschutzgesetz erwähnen. Indem Sie mit Ihrem Kind über die Gesetzeslage sprechen, stärken Sie Ihren Standpunkt. So wird klar, dass Ihre Ge- oder Verbote nicht nur Ihre persönliche Meinung sind.

Klare Regeln helfen

  • Dulden Sie grundsätzlich keinen Alkoholkonsum bei Kindern bis zum Alter von 16 Jahren.
  • Ab 16 wird ein vollständiges Verbot nicht mehr durchsetzbar sein. Erstellen Sie daher gemeinsam Konsumregeln in Bezug auf Häufigkeit, Menge, Anlass.
  • Treffen Sie klare Vereinbarungen, wann und wie Ihr Kind von Feiern nach Hause kommt, so dass der Heimweg sicher ist.
  • Im Straßenverkehr sollten "Null Promille" gelten. Ihr Sohn oder Ihre Tochter sollten auf keinen Fall bei jemandem mitfahren, der Alkohol getrunken hat.

Prägendes Alter für die richtige Einstellung

Wenn Ihr Kind unter 12 Jahre alt ist, müssen Sie das Thema Alkohol noch nicht ansprechen. Wichtig ist, was Sie Ihrem Kind vorleben. Denn die Einstellung Ihres Kindes zum Alkohol wird bereits im Grundschulalter entscheidend geprägt. Kinder orientieren sich an dem, was in ihrer Familie üblich ist. Sie lernen durch das, was sie bei ihren Eltern und Geschwistern oder in ihrem Umfeld beobachten. Um einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu entwickeln, sind diese Vorbilder ausschlaggebend.

Wie verhalten Sie sich am besten gegenüber Ihrem Kind?

  • Wichtig ist, dass Sie als Eltern glaubwürdig sind und selbst nicht zu viel trinken. Zeigen Sie mit Ihrem eigenen Verhalten, dass Alkohol ein Genussmittel ist, das man maßvoll konsumiert.
  • Ihr Kind sollte nicht den Eindruck bekommen, dass Alkohol Probleme löst oder als Stimmungsaufheller verwendet wird. Zeigen Sie, dass Sie ohne Alkohol Spaß haben und sich gut fühlen können.
  • Nehmen Sie generell eine kritische Haltung gegenüber Alkohol ein. Später aufgestellte Regeln zum Umgang mit Alkohol wird Ihr Kind dann besser akzeptieren.
  • Geben Sie Ihrem Kind vor allem Verständnis, Vertrauen, Sicherheit und Liebe. Damit schaffen Sie die beste Voraussetzung, dass es sich zu einem selbstbewussten Menschen entwickelt. Ein Kind, das in einer unterstützenden Umgebung aufwächst, wird später einmal verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen können und damit besser vor Sucht geschützt sein.

Alkohol wird interessant

Ihr Kind ist jetzt in einem Alter, in dem es wahrscheinlich zum ersten Mal Alkohol probiert. Es will sich mehr und mehr von den Eltern lösen und seine Grenzen austesten. Mit Suchtmitteln wie Alkohol und Zigaretten probieren Jugendliche gerne aus, wie es ist, über die Stränge zu schlagen. Darüber sollten Sie sich zunächst keine allzu großen Sorgen machen. Das gehört zur Phase der Pubertät dazu und ist insofern normal.

Allerdings ist es aus gesundheitlichen Gründen am besten, wenn Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren gar keinen Alkohol trinken. Denn in diesem Alter ist die körperliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen, besonders das Gehirn ist sehr empfindlich. Außerdem: Je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer ist die Gefahr, später gewohnheitsmäßig zu trinken oder abhängig zu werden.

Während sich manche Jugendliche in der Pubertät zurückziehen, suchen andere vielleicht die Auseinandersetzung mit den Eltern. Für Eltern ist es oft schwierig, in dieser Phase die richtige Balance zu finden: einerseits nicht zu ängstlich zu sein, anderseits auch nichts zu verharmlosen oder alles durchgehen zu lassen. Vertrauen und Kontrolle schließen sich aber nicht aus. Vertrauen zu haben bedeutet nicht, dass Sie keine Grenzen setzen dürfen. Im Gegenteil: Grenzen sind für Jugendliche wichtige Orientierungshilfen und geben ihnen Sicherheit.

Wie verhalten Sie sich jetzt gegenüber Ihrem Kind?

Zeit nehmen, reden, zuhören

  • Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie zu, zeigen Sie Interesse und reden Sie miteinander. Auch wenn Ihr Kind sich vielleicht sehr cool und abgeklärt gibt, fühlt es sich oft unsicher und ist gar nicht so selbstbewusst, wie es nach außen scheint. Selbst wenn Sie wenig von seinen Unsicherheiten und Problemen mitbekommen, sollten Sie trotzdem für Ihr Kind da sein.
  • Viele Kinder in diesem Alter möchten allerdings mit den Eltern nicht unbedingt über ihre Gefühle und Gedanken sprechen. Es ist wichtig, dies zu akzeptieren. Sie geben Ihrem Kind auch dadurch Halt, dass Sie einfach Zeit miteinander verbringen. Signalisieren Sie, dass Sie offen für Fragen und Unterstützung sind.
  • Nehmen Sie Ihr Kind immer ernst und nehmen Sie sich Zeit, wenn es das Gespräch mit Ihnen sucht. Auch wenn Ihnen das, was Ihr Kind zurzeit beschäftigt, eher unwichtig erscheint.
  • Achten Sie darauf, dass es in gemeinsamen Gesprächen nicht nur um Kritik und Verbote geht. Häufig ziehen sich Jugendliche dann zurück.

Regeln und Grenzen aufzeigen

  • Ziehen Sie klare Grenzen: Solange Ihr Kind unter 16 Jahre alt ist, sollte es keinen Alkohol geben, auch nicht bei der Geburtstagsparty.
  • Auch wenn Sie wissen, dass Ihr Kind schon Alkohol probiert hat, sollten zu Hause klare Regeln gelten und eingehalten werden. Das ist für Kinder leichter zu verstehen und einzuhalten, als Regeln, die immer wieder aufgeweicht werden.
  • Erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie diese Regeln aufstellen und sprechen Sie mit ihm über die Gefahren von Alkohol.
  • Falls Ihr Kind mit 14 oder 15 Jahren angetrunken nach Hause kommt oder wenn Sie den Eindruck haben, in seiner Clique wird zu viel Alkohol getrunken: Sehen Sie nicht darüber hinweg, sondern sprechen Sie es an.

Vorbild bleiben

Es ist außerdem von großer Bedeutung, dass Sie auch bezüglich Ihres eigenen Trinkverhaltens glaubwürdig sind. Denn auch in diesem Alter wirkt der Einfluss der Eltern fort.

 

Neue Freiheiten und Grenzen austesten

Viele Jugendliche sehnen es herbei, endlich 16 zu werden: Jetzt dürfen sie abends länger weg bleiben, können einen Moped- oder Rollerführerschein machen – und dürfen nun auch in der Öffentlichkeit Alkohol trinken.

Die meisten Alkoholexzesse passieren in diesem Alter. Jugendliche finden viele Gelegenheiten, Alkohol zu trinken: in Clubs und bei privaten Partys. Wenn viel Alkohol schnell hintereinander weg getrunken wird, nennt man das "Rauschtrinken" oder "Binge Drinking". Für viele Jugendliche ist das ein Austesten der eigenen Grenzen und der Versuch, die Kontrolle zu verlieren. Manche setzen sich ganz bewusst das Ziel, so lange zu trinken, bis sie einen Vollrausch haben. Dies kann dann im sogenannten "Komasaufen" mit einer Alkoholvergiftung enden.

Was können Sie tun?

  • Wenn Ihr Kind oft Alkohol trinkt, sprechen Sie mit ihm über seine Gründe und seine Erfahrungen. Legen Sie auch Ihre Ängste und Sorgen offen dar. Bleiben Sie unbedingt im Gespräch, auch wenn es schwierig ist.
  • Diskutieren Sie mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn über die negativen Folgen des Alkoholkonsums. Erklären Sie, warum ein Vollrausch nicht harmlos ist und häufige Vollräusche erst recht nicht.
  • Erstellen Sie gemeinsam Konsumregeln (Häufigkeit, Menge, Anlass) und vereinbaren Sie, was passiert, wenn Ihr Kind diese Regeln verletzt. Zum Beispiel kann gelten: nie mehr als ein Glas, nur am Wochenende, keine Spirituosen.
  • Seien Sie auch Ihrem 16-jährigen Kind ein Gesprächspartner mit offenen Ohren. Es braucht Sie weiterhin und nimmt immer noch wahr, wie Sie sich verhalten und was Sie ihm vorleben.
  • Vielleicht wollen Sie Ihr Kind auch dazu anregen, sich selbst mit dem Thema Alkohol auseinanderzusetzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet ein umfassendes Informationsangebot für Jugendliche.
  • Suchen Sie den Austausch mit anderen Eltern. Manchmal findet man gemeinsam bessere Wege, zumindest kann man sich in einigen Dingen absprechen. Ein Gespräch mit Eltern, die gerade die gleichen Schwierigkeiten mit dem Sohn oder der Tochter erleben, tut in jedem Fall gut.

Bin ich ein gutes Vorbild?

Ihr Kind betrachtet Sie auch in puncto Alkohol als Vorbild – selbst in einem Alter, in dem der elterliche Einfluss geringer wird. Deshalb sollten Sie gewisse Regeln beachten, wenn Sie im Beisein von Kindern und Jugendlichen Alkohol trinken. Was leben Sie Ihrem Kind vor? Welche Trinkgewohnheiten pflegen Sie? Gehen Sie verantwortungsvoll und gesundheitsbewusst mit Alkohol um? Nehmen Sie sich Zeit, beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich und finden Sie heraus, welche Rolle Alkohol in Ihrer Familie spielt.

So sollte es sein

  • Ist das Trinken von Alkohol bei Ihnen klar auf bestimmte Anlässe begrenzt – etwa bei Feiern oder zu einem besonderen Essen?
  • Gibt es Zeiten, zu denen kein Alkohol getrunken wird, zum Beispiel tagsüber oder unter der Woche?
  • Bieten Sie Gästen Wasser und Säfte genauso selbstverständlich an wie Bier und Wein?
  • Erlebt Ihr Kind, dass Sie klare Grenzen im Umgang mit Alkohol setzen? Hört es von Ihnen Sätze wie „Nein danke, ich trinke heute nichts, ich will noch Auto fahren.“ 

So besser nicht

  • Wird bei Ihnen zu Hause täglich Alkohol getrunken?
  • Erlebt Ihr Kind Familienmitglieder betrunken?
  • Kennt Ihr Kind aggressives Verhalten, wenn in der Familie getrunken wurde?
  • Erlebt Ihr Kind, dass jemand Alkohol trinkt, weil er schlecht drauf ist?
  • Erlebt Ihr Kind, dass Sie Gäste zum Alkoholkonsum auffordern?

Niemand ist perfekt und nicht immer ist das eigene Verhalten im grünen Bereich. Wenn Sie die Fragen jedoch ehrlich beantwortet haben, zeigen Sie damit, dass Sie bereit sind, Ihren eigenen Umgang mit Alkohol kritisch zu betrachten.

Wer kann mir weiterhelfen?

Alle folgenden Beratungsmöglichkeiten sind kostenlos und können anonym erfolgen.

Erziehungsberatungsstellen
Erziehungsberatungsstellen geben Auskunft über alle Fragen zur Entwicklung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Das kann bei familiären Schwierigkeiten oder Konflikten hilfreich sein, besonders wenn Ihr Kind Alkohol konsumiert oder sich anderweitig auffällig verhält.

Suchtberatungsstellen
Eine weitere Möglichkeit ist eine Suchtberatungsstelle an Ihrem Wohnort. Auch als Vater oder Mutter können Sie sich dorthin wenden, wenn Sie mit Gesprächen und der Verabredung von Regeln keine Veränderung erreichen oder sich aus anderen Gründen Sorgen um Ihren Sohn oder Ihre Tochter machen.