Der Vater, der jeden Abend drei Bier vor dem Fernseher trinkt, um sich entspannen zu können. Die Kollegin, die auffällig oft einen Grund zum Anstoßen sucht und mit der Arbeit nicht mehr hinterherkommt. Der Bekannte, der seine Probleme in Alkohol ertränkt und sich immer weiter zurückzieht. Sie kennen jemanden, auf den oder die diese Beschreibung zutrifft? Jemand, der über einen längeren Zeitraum viel trinkt, Alkohol als Problemlöser einsetzt oder sich unter Alkoholeinfluss in riskante Situationen begibt? Dann sehen Sie nicht weg, sondern sprechen Sie das Alkohlproblem an.
Ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen ist in der Regel im ersten Schritt hilfreich, um die Situation generell zu klären und dem oder der Betroffenen zu signalisieren, dass man helfen möchte. Zeigen Sie, dass Sie sich Sorgen machen und wie wichtig Ihnen die Gesundheit des anderen ist.
Tipp: Versuchen Sie möglichst, Vorwürfe zu vermeiden und nutzen Sie sogenannte Ich-Botschaften. Formulierungen wie "Ich habe den Eindruck, dass…" oder "Ich beobachte, dass…" anstelle von "Du trinkst zu viel." verhindern, dass sich Ihr Gegenüber angegriffen fühlt und sich zurückzieht.
Einfach ist ein solches Gespräch sicherlich weder für Sie noch für Ihr Gegenüber. Es ist ein schwieriges und sehr persönliches Thema. Viele Betroffene schämen sich für ihre Probleme im Umgang mit Alkohol. Es kann also durchaus sein, dass Ihr erster Versuch, darüber zu sprechen, abgewiesen wird. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Versuchen Sie es wieder und zeigen Sie dem anderen vor allem, dass Sie jederzeit ein offenes Ohr haben.
Außerdem können Sie Menschen in Ihrer Umgebung, die weniger Alkohol trinken wollen, eine große Hilfe sein, indem Sie:
Kommt ein Gespräch zustande, motivieren Sie die betroffene Person, sich an eine ärztliche Praxis oder eine Suchtberatungsstelle zu wenden. Bieten Sie vielleicht sogar an, dorthin mitzukommen. Die Beratung ist kostenfrei und anonym und steht auch Angehörigen offen.
Lassen Sie sich aber keinesfalls auf eigene Therapieversuche ein. Alkoholprobleme zu behandeln, ist eine Aufgabe von Fachleuten. Bitte bedenken Sie auch: Therapie und Hilfe muss der oder die Betroffene wollen, mit Zwang ist da nichts zu machen.
Beobachten Sie im Kollegenkreis Probleme beim Umgang mit Alkohol? Auch hier gilt: Suchen Sie zunächst das Gespräch unter vier Augen. Und natürlich müssen Vorgesetzte unterrichtet werden, wenn ein vertrauliches Gespräch keine Wirkung zeigt. Das gilt vor allem, wenn durch das Trinken am Arbeitsplatz die Sicherheit des betroffenen Kollegen oder anderer gefährdet wird. Dann ist unbedingt sofortiges Eingreifen notwendig.
Die Webseite www.sucht-am-arbeitsplatz.de bietet gesammelte Informationen rund um dieses Thema. Sie gibt unter anderem Auskunft zu betrieblichen Suchtprogrammen, Betriebs- und Dienstvereinbarungen, zu rechtlichen Aspekten und regionalen Netzwerken.
Weitere Informationen und eine anonyme, individuelle Beratung erhalten Sie beim Info-Telefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), zu erreichen Mo - Do von 10 bis 22 Uhr und Fr - So von 10 bis 18 Uhr.
Wenn Sie sich Sorgen um den Alkoholkonsum einer angehörigen Person machen, können Sie eine Nachricht an unsere Online-Beratung schreiben. Stellen Sie uns Ihre Frage oder schildern Sie uns Ihr Problem mit Ihrer angehörigen Person. Innerhalb von etwa zwei Arbeitstagen erhalten Sie pädagogisch fundierte Ratschläge, wie Sie am besten reagieren und was Sie in Ihrer speziellen Situation tun können.