Bereits wenig Alkohol beeinträchtigt die Funktionstüchtigkeit des Gehirns unmittelbar.
Je regelmäßiger man trinkt, desto höher ist das Risiko einer Alkoholabhängigkeit, also einer Alkoholsucht.
Ein risikoreicher Alkoholkonsum kann langfristige neurologische Krankheiten wie Demenz auslösen.
Das Gehirn ist die Schaltzentrale des Körpers und steuert unser gesamtes Handeln: Jeden Gedanken, den wir fassen und jedes Gefühl, das wir verspüren, verdanken wir der ständigen Tätigkeit unserer Gehirnzellen. Alkohol ist ein Nervengift, das direkt im Gehirn wirkt und die Gehirnfunktionen beeinflusst. Alkohol und Gehirn hängen also eng zusammen. Daher wird Alkohol auch als „psychoaktiv“ bezeichnet. Das heißt, er verändert den Bewusstseinszustand. Jeder Schluck Alkohol, den Sie trinken, beeinträchtigt Ihr Gehirn und kann es sogar dauerhaft schädigen.
Nach einem Glas Wein bemerken Sie zunächst keine negativen Auswirkungen des Alkohols. Tatsächlich fühlen Sie sich wahrscheinlich ziemlich gut. Das liegt daran, dass Alkohol unter anderem die Glückshormone Dopamin und Serotonin im Gehirn freisetzt, die angenehme Gefühle erzeugen. Serotonin wirkt stressmindernd, angstlösend, beruhigend. Insbesondere Dopamin ist Teil des Belohnungssystems im Gehirn und wird generell bei positiven Erlebnissen ausgeschüttet. Durch die Freisetzung dieser Stoffe scheint sich der Alkohol unmittelbar nach dem Konsum erstmal positiv auszuwirken. Probleme sind nur noch halb so groß und Sie fühlen sich entspannter.
Doch diese vermeintlich positiven Emotionen sind nur eine Täuschung. Im Normalfall schüttet das Gehirn selbstständig Dopamin und Serotonin sowie den Botenstoff GABA (Gamma-Aminobuttersäure) aus. Sport und Sonnenlicht setzen zum Beispiel besonders viele Glückshormone frei. Gelangt Alkohol über den Blutkreislauf ins Gehirn, erfolgt dort eine Ausschüttung dieser Hormone in ungewöhnlich hohen Mengen. Insbesondere der Botenstoff GABA spielt eine große Rolle in der Wirkungskraft von Alkohol im Gehirn. Denn GABA hemmt die Aktivität der Nervenzellen und wirkt auf diese Weise beruhigend und entspannend. Alkohol fördert die Bildung von GABA und dockt sogar selbst an den GABA-Rezeptoren im Gehirn an. Das ist der Grund, warum man sich unter Alkoholeinfluss entspannter und gelassener fühlt. Außerdem dämpft Alkohol auch die Kritikfähigkeit. Daher fühlen sich viele mit Alkohol intus ganz toll und stark. Diese angenehmen Gefühle werden durch den Alkoholkonsum unmittelbar, aber eben künstlich, erzeugt und rufen das typische Verlangen nach (mehr) Alkohol hervor, das auch das Risiko einer Abhängigkeit mit sich bringt. Beim genaueren Hinsehen sind Alkohol und Gehirn also keine gute Kombination, wie auch zahlreiche kurz- und langfristige Folgen zeigen.
Während Alkohol also erst einmal Glücksgefühle verursacht, wirkt er sich viel schneller auf Ihr Gehirn und Ihren Körper aus, als Ihnen vielleicht bewusst ist. So kann Ihr Gehirn schon bei mäßigem Alkoholkonsum Schwierigkeiten bekommen, Ihren Körper richtig zu steuern: Bereits bei 0,2 Promille verlängert sich die Reaktionszeit und verschlechtert sich die Bewegungskoordination. Dazu genügen bei einer 1,70 m großen und 65 kg schweren Frau schon 0,2 l Bier. Ab 1,5 Promille beginnt dann ein starker Rausch und es treten Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen auf. Je mehr Promille sich also in Ihrem Blut befinden, desto eingeschränkter arbeitet Ihr Gehirn und die Beeinträchtigungen nehmen zu. Außerdem hemmt Alkohol die Hirnbereiche, die für die Selbstkontrolle zuständig sind. Bereits leicht angetrunkene Personen zeigen daher oft ein übertriebenes Verhalten, werden lauter oder können aggressive Reaktionen schlechter zurückhalten. Das sorgt nicht nur in Schule, Uni und am Arbeitsplatz, sondern auch in Beziehungen schnell für Streit.
Die Wirkung des Alkohols im Gehirn bedingt auch ein vermindertes Vermögen, Risiken einzuschätzen sowie eine Tendenz zur Selbstüberschätzung. Das merken Sie daran, dass Sie viel ungehemmter handeln und zum Beispiel fremde Leute auf der Straße ansprechen oder laut lallen. Vielen ist dieses Verhalten am nächsten Tag ziemlich peinlich. Vorausgesetzt, sie erinnern sich überhaupt. Denn unter dem Einfluss von Alkohol können Kurz- und Langzeitgedächtnis nicht mehr richtig arbeiten, da der Informationsaustausch der Gehirnzellen blockiert ist. Diese teilweise „Betäubung“ des Gehirns stört die Abspeicherung von Erinnerungen. Dies führt unter Umständen dazu, dass Gedächtnislücken entstehen. Umgangssprachlich sprechen wir dann von einem Filmriss – zumindest, wenn man gar nichts mehr weiß. Fehlen nur einzelne Teile des Abends ist von einem „fragmentarischen“ Filmriss die Rede. Außerdem verschlechtert sich durch Alkohol Ihr Sehvermögen und Ihre Koordination, was dazu führen kann, dass Sie stürzen oder sogar schwere Unfälle verursachen. Zudem wirkt sich Alkohol negativ auf Ihren Schlaf aus. Durch Alkohol schlafen Sie unruhiger, wachen nachts häufiger auf und sind dadurch am nächsten Tag nicht wirklich erholt.
Mindestens genauso gefährlich wie die kurzfristigen Auswirkungen eines übermäßigen Alkoholkonsums sind die langfristigen Folgen. Denn dauerhaftes und regelmäßiges Alkoholtrinken führt zu permanenten strukturellen sowie funktionellen Gehirnveränderungen und bringt daher viele Risiken mit sich.
Konkret bedeutet das: Erhöhte Mengen Alkohol können zu einer Betäubung bestimmter Gehirnareale führen. Die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen untereinander ist durch den Alkohol gestört. So können Informationen schlechter im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert werden. Auch das Langzeitgedächtnis ist im weiteren Verlauf beeinträchtigt. Die Erinnerungsfähigkeit verschlechtert sich, da der Alkohol diesen Informationsaustausch genau dort verhindert, wo sich Erinnerungen bilden – in der Hirnregion Hippocampus. Schlussendlich können auch schon kleinere Mengen Alkohol zu Gedächtnisverlust führen. Je nach Dauer des Konsums und Menge des Alkohols sind diese Schäden irreparabel und auf Dauer kann es Ihnen schwerer fallen, sich an Dinge zu erinnern oder Neues zu lernen.
Wieso genau erhöht langfristiger Alkoholkonsum die Gefahr, alkoholabhängig zu werden? Wenn Sie häufig Alkohol trinken, „gewöhnt“ sich das Gehirn an den dadurch entstehenden Überschuss der Botenstoffe GABA, Dopamin und Serotonin. Da Alkohol im Gehirn an deren Rezeptoren andockt und ihre angenehme Wirkung nachahmt, passen sich diese Rezeptoren mit der Zeit dem Alkohol an. Auch die Anzahl der Rezeptoren und ihr Zusammenspiel verändert sich dauerhaft. Das hat zur Folge, dass Sie schleichend immer mehr Alkohol benötigen, um zum Beispiel den beruhigenden Zustand zu erzielen, für den eigentlich GABA zuständig ist. Dadurch werden Sie erst nach dem Konsumieren großer Mengen Alkohol spürbar betrunken. Das nennt man Toleranzbildung: Man braucht immer mehr von einer Substanz, bis eine Wirkung auftritt. Trinken Sie dann wieder weniger Alkohol, sind nicht genügend körpereigene Botenstoffe im Gehirn, die ein positives Gefühl hervorrufen können. So gewöhnt sich der Körper an Alkohol, was letztlich in einer Alkoholabhängigkeit enden kann. Betroffene Personen fühlen sich häufiger nicht mehr gut, werden beispielsweise unruhiger und sind schlecht gelaunt. Das kann auf Dauer zu Persönlichkeitsveränderungen wie einer höheren Agressivität und Reizbarkeit oder langfristig sogar zu Depressionen führen.
Verstärkend kommt die Gewöhnung an das Trinkverhalten hinzu: Wenn Sie oft und viel Alkohol trinken, verbinden Sie bestimmte Situationen wie etwa die Feierabendbiere oder den Barbesuch mit genau den Wohlgefühlen, die Sie durch das Trinken erzeugt haben. Kommen Sie dann wieder in die Situation, brauchen Sie nicht einmal Alkohol zu sehen und verspüren schon den Drang, ein Glas zu trinken. Diese Konditionierung ist sehr schwer zu „verlernen“.
Schon eine Flasche Bier am Tag lässt die graue sowie die weiße Substanz im Gehirn schrumpfen, wenn Sie über einen langen Zeitraum regelmäßig konsumieren. Bei der grauen Substanz handelt es sich um die Großhirnrinde (oder Cortex), die rund 20 Milliarden Nervenzellkörper beherbergt. Im Inneren des Großhirns befinden sich ihre Zellfortsätze (Axone), die aufgrund ihrer helleren Farbe weiße Substanz genannt werden. Beide Substanzen sind wesentliche Bestandteile des zentralen Nervensystems und steuern nahezu alle Hirnfunktionen. Ohne sie kann das Gehirn nicht normal arbeiten. Die Veränderungen, die Alkohol in den Gehirnsubstanzen verursacht, sind jedoch nicht linear: Je mehr man trinkt, desto schneller schrumpft das Gehirn. Ein Beispiel: Erhöht eine 50-jährige Person ihren täglichen Alkoholkonsum von einem 0,25l Glas Bier auf eine 0,5l Flasche Bier, entsprechen die Veränderungen im Gehirn einer Alterung von zwei Jahren.
Es ist normal, dass die Zellstrukturen sich etwa im Alter von 50 Jahren langsam abbauen. Die Blütezeit des Gehirns ist dann in der Regel schon vorbei. Doch, je mehr Alkohol Sie konsumieren, desto schneller bauen sich die Zellstrukturen ab. Die Folgen der Hirnalterung machen sich vor allem durch ein geschwächtes Erinnerungsvermögen bemerkbar. So kann es häufiger dazukommen, dass sie Kleinigkeiten wie Ihren Hausschlüssel vergessen oder immer öfter mehr als einmal auf Ihre Einkaufsliste schauen müssen. Aber der Alkohol beeinträchtigt auch andere kognitive Fähigkeiten: Aufmerksamkeit, Orientierung oder die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Jüngere Studien weisen darauf hin, dass regelmäßiger Alkoholkonsum von bereits fünf bis sechs Standardgläsern pro Woche die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert.
Im Gehirn verursacht ein regelmäßiger Konsum hoher Alkoholmengen außerdem Veränderungen, die das Risiko einer Demenzerkrankung stark erhöhen. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die eine fortschreitende Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit hervorruft. Betroffene Menschen können dadurch häufig kein selbstbestimmtes Leben mehr führen und sind auf Hilfe im Alltag angewiesen. Studien zeigen, dass sich das Demenzrisiko deutlich erhöht, wenn man regelmäßig viel Alkohol trinkt. Personen ab 45 Jahren, die mehr als 24 Gramm reinen Alkohol (ca. 250 ml Wein) am Tag trinken, sind besonders gefährdet. Um einer möglichen Demenz entgegenzuwirken ist es daher ebenfalls wichtig, möglichst wenig Alkohol zu trinken.
Das Korsakow-Syndrom ist eine vor allem bei Alkoholikerinnen und Alkoholikern auftretende Form des Gedächtnisschwunds. Betroffene sind nicht in der Lage, neue Gedächtnisinhalte zu speichern oder wiederzugeben. Außerdem können sie oft Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit nicht mehr wiedergeben. Lücken im Gedächtnis werden beim Korsakow-Syndrom zum Teil mit erfundenen Geschichten aufgefüllt, die Betroffenen begreifen den Verlust der Erinnerungen nicht. Gerade eben Gelerntes wird binnen weniger Minuten wieder vergessen.
Insbesondere im Gehirn von Kindern und Jugendlichen kann Alkoholkonsum bleibende Schädigungen verursachen. Da ihre Organe – vor allem das Gehirn – sich noch in der Entwicklung und Reifung befinden, sind sie besonders empfindlich und leicht angreifbar. Kinder sollten daher nie alkoholische Getränke trinken, auch nicht in kleinsten Mengen. Gerade Jugendliche haben aber eine deutlich höhere Risikobereitschaft. Sie probieren gerne neue Dinge aus, und dazu gehört auch, alkoholische Getränke zu probieren und zu testen, was bei einem Rausch passiert.
Ab dem Alter von 16 Jahren dürfen Jugendliche in Deutschland Alkohol kaufen, trinken sollten sie ihn aber nicht. Denn erst ab frühestens 21 Jahren – bei vielen Menschen eher später – ist die Reifung des Gehirns wirklich abgeschlossen. Bis dahin wirkt sich der Konsum von Alkohol besonders schädlich auf Gehirnstrukturen und -funktionen aus. Auch dauerhafte Schäden an der Hirnstruktur können auftreten und sind in diesem Entwicklungsstadium meist irreparabel. In der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter hinein werden im Gehirn viele bestehende Nervenverbindungen gelöst und neue geknüpft. Trinkt man in diesem Alter viel Alkohol, kann das Gehirnvolumen abnehmen und wichtige Hirnleistungen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung und abstraktes Denken beeinträchtigt werden. Das kann zum Beispiel beim Lernen für die Schule oder Uni ein Problem sein. Auch die Impulskontrolle und die Persönlichkeitsstruktur können dauerhaft betroffen sein.
Willst Du mehr erfahren, warum Alkoholkonsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen keine gute Idee ist? Dann schau im Bereich “Jugendliche und Alkohol” vorbei.
Bei älteren Menschen wirkt regelmäßiger Alkoholkonsum oft besonders negativ, denn er verstärkt Altersbeschwerden wie Gangunsicherheit, geringere Konzentrationsfähigkeit oder Schlafstörungen – oder diese Folgeschäden des langjährigen Alkoholkonsums werden fälschlicherweise durch das hohe Alter erklärt. Daher sollten ältere Menschen besonders vorsichtig mit Alkohol umgehen.
Dass schwangere Frauen keinen Alkohol trinken sollten, ist allgemein bekannt. Aber warum ist das eigentlich so? Der Alkohol greift nicht nur das Gehirn und das Nervensystem der Frau an, sondern schädigt eben auch das Gehirn des ungeborenen Kindes. Denn trinkt die Mutter, so trinkt auch das Kind. Schon bei kleinen Mengen Alkohol kann es dementsprechend zu geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen beim Kind kommen. Schwangere sollten daher in der ganzen Zeit der Schwangerschaft den Alkohol weglassen.
Sie sind schwanger und es fällt Ihnen schwer auf Alkohol zu verzichten? Dann schauen Sie bei IRIS vorbei – mit passenden Programmen hilft Ihnen die Plattform, sich vom Alkohol oder dem Rauchen zu verabschieden.
Ja, aber nur teilweise. Ob das Gehirn seine komplette Funktionstüchtigkeit wieder erreichen kann, kommt darauf an, in welcher Lebensphase die Schädigungen aufgetreten sind, wie groß das Ausmaß der Hirnschäden ist und wann Sie aufhören, Alkohol zu trinken. Je weniger Schaden besteht und je früher man abstinent wird, desto wahrscheinlicher ist eine Erholung des Gehirns. Das heißt aber trotzdem nicht zwangsläufig, dass es sich vollständig regenerieren kann. Betroffene müssen konsequent und dauerhaft auf Alkohol verzichten. Nur dann besteht eine Heilungsmöglichkeit. Zudem ist es wichtig, das Gehirn und den Körper zu trainieren. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Übungen der kognitiven Fähigkeiten sowie des Gedächtnisses helfen bei der Regeneration.
Damit es aber erst gar nicht dazu kommen muss, ist es natürlich noch besser den Veränderungen im Gehirn vorzubeugen – indem Sie Ihren Alkoholkonsum schon jetzt minimieren oder ganz auf Alkohol verzichten.