Wenn Stress krank macht
Im vergangenen Jahr fehlten 2,2 Millionen Menschen wegen einer psychischen Erkrankung im Job. Die Anzahl der Fehltage, die von seelischen Leiden wie Depressionen, Burnout verursacht werden, hat sich in den letzten 22 Jahren mehr als verdreifacht wie der der DAK-Psychoreport 2019 zeigt.
Kein Wunder – denn unsere moderne Arbeitswelt ist von Leistungsdruck, Überstunden und ständiger Erreichbarkeit geprägt. Das setzt viele Arbeitnehmer unter Stress und endet nicht selten im Burnout.
Burnout – was genau ist das?
Der Begriff "burn out" kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt "ausbrennen". Ein Burnout bezeichnet einen Zustand starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung durch chronische Überforderung. Manche Symptome überschneiden sich mit den Beschwerden einer Depression.
Die Burnout-Spirale
Insbesondere hoch motivierte Menschen mit einem Perfektionsanspruch geraten in die Burnout-Falle. Gefährdet sind alle, die dauerhaft einen zu hohen Einsatz bringen und dafür auf einen geregelten Feierabend und Freizeit verzichten. Bei Angestellten ist Burnout ebenso verbreitet wie bei Selbstständigen oder berufstätigen Müttern.
Doch irgendwann fordert der hohe Einsatz seinen Preis. Die Betroffenen fühlen sich ausgepowert, müde, leer, kraftlos. Anstatt sich zu erholen, zwingen sie sich zu noch mehr Leistung. Körperliche Symptome wie Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Schmerzen oder Schwindel werden ignoriert oder mit Medikamenten bekämpft. Tagsüber wird der Körper mit Kaffee und Aufputschmitteln zur Leistung gezwungen. Am Abend ist Abschalten nur noch mit viel Alkohol, Schmerz- oder Schlafmitteln möglich.
Alkoholkonsum als Burnout-Warnsignal
Dass übermäßiger Alkoholkonsum und Burnout oft zusammenhängen, verwundert nicht: Alkoholische Getränke vermitteln zunächst ein Gefühl der Entspannung und Beruhigung. Ähnlich wie ein Betäubungsmittel dämpft Alkohol die Erregbarkeit bestimmter Nervenzellen und mindert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Zugleich setzt das Gehirn Endorphine frei. Deshalb glauben Betroffene, dass sie mit Alkohol den belastenden Gedanken und Stress tatsächlich entfliehen können.
Doch die Wirkung verfliegt nach etwa zwei Stunden wieder und der Körper kann Stress nun noch schlechter abbauen und komm immer schneller an seine Leistungsgrenzen. Wenn Abschalten und vermeintlicher Stressabbau nur noch mit dem Konsum von Alkohol möglich zu sein scheinen, sollte dies als Warnsignal erkannt werden.
Weitere Warnsignale, die auf einen Burnout hinweisen:
- Keine Erholung: Wenn auch Urlaube das Gefühl der Erschöpfung nicht verringern – und das über einen längeren Zeitraum hinweg.
- Keine Motivation: Wenn Sie der Job nur noch quält und Sie jede Freude an der Arbeit verloren haben.
- Keine Energie: Lustlosigkeit, kein Appetit, Mattigkeit. Wenn Sie große Energie für Dinge aufbringen müssen, die sonst leicht zu erledigen waren.
- Schlafstörungen: Wenn Sie über eine längere Zeit Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen haben.
- Sozialer Rückzug: Sie ziehen sich immer mehr zurück, sagen Treffen mit Freunden ab und haben keine Lust mehr auf Gesellschaft.
- Medikamente und Drogen: Sie nehmen Aufputsch- und Beruhigungsmittel.
Kommen Ihnen die beschriebenen Symptome bekannt vor? Dann ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen. Machen Sie sich klar, dass Leistung nicht allein auf Willenskraft basiert. Der Mensch ist keine Maschine. Der Körper, die Nerven, die Seele brauchen Phasen der Regeneration. Eine permanente Überbelastung ist auf Dauer nicht zu bewältigen.
Seien Sie gut zu sich selbst
- Hören Sie auf Ihren Körper. Lassen Sie die Arbeit los und gönnen Sie sich Ruhephasen.
- Versuchen Sie tagsüber weniger Kaffee zu trinken und lassen Sie Aufputschmittel weg. Dies kann Ihnen helfen, abends besser zu entspannen.
- Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum. Alkohol belastet den Körper zusätzlich und verhindert einen gesunden, erholsamen Schlaf.
- Bewegen Sie sich lieber an der frischen Luft oder treffen Sie sich mit Freunden, um den Kopf frei zu bekommen. Hören Sie eine Entspannungs-CD oder trinken Sie einen Baldriantee, um besser einschlafen zu können.
- Planen Sie feste „Auszeitinseln“ wie einen Tag mit Familie und Freunden.
- Suchen Sie sich regelmäßige körperliche Aktivitäten, bei denen sich Ihr Körper und Ihre Seele regenerieren kann. Sport macht den Kopf frei und regt das Herz-Kreislaufsystem an. Deshalb fühlt man sich danach sehr viel entspannter.
Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie Burnout-Symptome an sich wahrnehmen. Ein erster Schritt kann ein vertrauliches Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt sein. Wenn Ihnen Ihr Alkoholkonsum Sorgen macht, können Sie sich an die Telefonberatung der BZgA oder an eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe. Eine ersten Einschätzung zu Ihrem Alkoholkonsum kann Ihnen der Selbsttest geben.